Das Model im Beitragsbild ist Ewa, fotografiert von Richard

Hier geht es um die verschiedenen Aufnahmebereiche, die bei Fashion üblich sind. Wenn du als Model arbeiten möchtest, ist es wichtig, dass du dir Gedanken darüber machst, was für dich angemessen und okay ist, und was nicht. Natürlich kannst du das auch jederzeit anpassen und ändern.

Die Entscheidung, in welchen Aufnahmebereichen du arbeiten möchtest, ist etwas sehr individuelles. Letztendlich geht es darum, wieviel Haut du zeigen möchtest und in welchem Kontext. Authentic Models vermittelt ausschließlich Jobs im Portrait- und Fashionkontext, aber auch dort können die Aufnahmebereiche stark variieren.

Oft begegnet man einer Unterteilung der verschiedenen Aufnahmebereiche, die sich eher auf das gesamte Spektrum der Personenfotografie bezieht. Klassische Bereiche sind Portrait, Fashion, Lifestyle, verdeckter Akt (implied), Teilakt (topless), Akt (nude). Das Problem mit dieser Unterteilung ist, dass Fashion im Grunde alle diese Bereiche abdecken kann.

editorial vs commercial

Als Editorial bezeichnet man normalerweise zusammenhängende Bildstrecken, die ein durchgehendes Motiv haben, beispielsweise ähnliche Outfits, eine bestimmte Location, ein durchgängiger, künstlerischer Bildstil oder ein einziges Model als verbindendes Element. In klassischen Fashion-Magazinen (Vogue, Elle, Harper’s Bazaar, etc.) findet man diese Editorials im hinteren Drittel des Magazins. Jedes Magazin versucht, einen eigenen Stil im Editorial-Bereich zu halten.

Commercial bezeichnet in erster Linie Werbefotografie für Produkte (Kosmetika, Kleidung, usw.), beispielsweise als Anzeigen in Magazinen oder auf Plakaten, als Katalogfotos oder Bilder für Online-Stores. In Magazinen findet man derartige Fotografie üblicherweise gebündelt am Anfang und verteilt über die meisten anderen Bereiche des Magazins. Oft sind es Einzelbilder, aber es gibt auch Kamapgnen aus mehreren Bildern. Meist steht das Produkt oder die Marke im Mittelpunkt, der Markenname und das Logo nehmen üblicherweise viel Platz ein.

Der Übergang von Commercial zu Editorial ist oft fließend. Es gibt sehr künstlerische Werbefotografie und sehr kommerzialisierte Editorials. Aber prinzipiell kann man sagen, dass es bei Editorial eher um den künstlerischen Wert der Fotografie und um die Persönlichkeit des Models geht. Deshalb ist ein Editorial für viele Fotografen und Models auch so eine Art “Königsklasse” der Fashion-Fotografie. Allerdings geht Editorial oft auch deutlich weiter, was die Aufnahmebereiche angeht.

typische aufnahmebereiche bei fashion

Fashion ist ein sehr weites Feld, was Aufnahmebereiche angeht. Ich versuche hier, eine Art Klassifizierung zu finden, inklusive Beispielen aus meinem eigenen Archiv (soweit ich welche habe).

Model: Alesia
Pokies

Die erste Kategorie sind dünne Oberteile oder Pullover, ohne dass man einen BH darunter trägt. Das führt oft zu sogenannten Pokies, das heißt, die Kontur der Brustwarzen ist sichtbar, auch bei komplett undurchsichtigen Kleidungsstücken. Generell kommt das bei Fashion sehr oft vor, ob bei Fashion Shows (Laufsteg) oder bei Fotografie. BHs ruinieren oft die Silhouette eines Outfits, was für Designer eine Katastrophe ist. Bei vielen Outfits trägt auch der dünnste BH auf. Manchmal wird Fashion Tape oder ähnliches verwendet, um Pokies zu vermeiden, aber der Normalfall (zumindest bei Editorial Fashion) ist, dass sie nicht versteckt werden. Inzwischen sind sie gewissermaßen schon selbst zu einer Art Trend geworden und auch oft Ausdruck einer Selbstbestimmtheit und Freiheit. Bei Commercial Fashion werden sie aber auch oft vermieden oder im Nachhinein retuschiert. Man trägt zwar nichts drunter beim Shooting, wegen der Silhouette, aber die Pokies sollen trotzdem nicht zu sehen sein. Unter vielen Outfits zeichnet sich übrigens die gesamte Unterwäsche ab, deshalb sollte man als Model auch möglichst “unsichtbare” Unterhosen besitzen (nahtlos und hautfarben).

Model: Amara
Transparenz

Eine Stufe weiter als dünne Oberteile gehen transparente oder halbtransparente Outfits. Gerade bei Tops, Blusen, Kleidern oder Röcken kommt das sehr oft vor. Oft wird Unterwäsche darunter getragen, manchmal auch ein Unterkleid oder ein Top oder ähnliches. Gerade bei Editorial Fashion und “Runway Looks” kann es aber auch vorkommen, dass nichts darunter getragen wird (im Normalfall nur am Oberkörper). Je nach Transparenz sieht man dann mehr oder weniger viel. Oft wird es auch mit einer offenen Jacke oder ähnlichem kombiniert.

Model: Nora
Open

Offene Jacken, Mäntel, Hemden oder Blusen kommen ebenfalls sehr häufig vor. Hier gibt es verschiedene Kombinationen, die man “auf der Straße” eher nicht antrifft, beispielsweise eine offene Jacke mit BH drunter, oder offene Hemden ohne etwas drunter. Je nachdem, wie offen die Jacke oder das Hemd ist, ist dann mehr oder weniger viel zu sehen. Wie viele der Aufnahmebereiche hier, liegt dieser auch irgendwo im Grenzbereich zwischen angezogen und nackt, und es ist normal, dass bei Aufnahmen in diesen Bereichen sowohl eher “angezogenere” als auch eher “nackte” Bilder entstehen.

Model: Miri
Vogue Shot

Die nächste Kategorie könnte man “topless implied” nennen, oder verdeckter Teilakt. Oft wird sie auch Vogue Shot genannt. Gerade bei Beautyportraits oder auch bei Aufnahmen, wo es in erster Linie um die Hosen oder Röcke geht, kommt dies häufig vor. Im Grunde ist es die “Fortführung” von schulterfreien Portraits, mit denen oft für Kosmetika, Schmuck oder Pflegeprodukte geworben wird. Theoretisch kann man auch bei diesen Aufnahmen die Brustwarzen mit Fashion Tape oder “Pasties” bedecken, in der Praxis kommt das aber eher selten vor.

Andere Bereiche

Neben diesen vier Aufnahmebereichen kommt bei Editorials auch immer mal wieder offener Teilakt vor, das heißt mit sichtbaren, unbedeckten Brustwarzen. Auch implied nude (nackt, verdeckt) kommt hin und wieder vor. Verträge sind oft so geregelt, dass klar ist, ob Brustwarzen zu sehen sein dürfen oder nicht. Aber wie oben gezeigt, gibt es einige Bereiche, die irgendwo dazwischen liegen. Unterwäsche und Bademode sind dann nochmal eigene Bereiche, wo viel Haut im Spiel ist. All diese Bereiche sollten auch ohne Beispielbild klar sein.

wie entscheidest du, was du machen sollst?

Eigentlich ist es verhältnismäßig einfach: Du solltest nur das machen, wo du dich bei wohl fühlst. Erstens werden nur dann die Bilder auch gut, zweitens bereut man es schnell, wenn man wegen eines Jobs Dinge macht, die man sonst eher nicht machen würde. Du solltest dich auch nicht überreden lassen, schon gar nicht während eines Shootings. Das ist übrigens auch sehr unprofessionell vom Fotografen.

Manchmal findet man allerdings nur heraus, ob man sich bei etwas wohl fühlt (oder nicht), wenn man es auch probiert. In dem Fall würde ich dir raten, es zuerst im Rahmen eines Testshootings zu probieren, wo du volle Kontrolle hast, welche Bilder veröffentlicht werden und wo du dem Fotografen komplett vertraust. Da ist es dann auch okay, spontan Sachen zu probieren.

Idealerweise sollte es komplett deine eigene Entscheidung sein, welche Bereiche du machen möchtest, aber in der Praxis spielen oft auch Familie, Beziehung, Arbeit, Freunde, usw. eine Rolle. Ich würde empfehlen, das vorher zu klären. Was sich allerdings kaum vermeiden lassen wird (schon bei den Polas, die ich während des Castings mache nicht) ist, auf den BH unter dem Outfit zu verzichten. Wenn das für dich nicht in Frage kommt, muss man ehrlicherweise sagen, dass es kaum möglich ist, im Fashionbereich zu modeln.

Du wirst als Model in erster Linie für Jobs in der Art gebucht werden, wie sie schon in deinem Portfolio zu sehen sind. Wenn du also alle diese etwas freizügigeren Aufnahmebereiche konsequent vermeidest, bekommst du erfahrungsgemäß auch selten (seriöse) Angebote dafür. Wenn du mehr zeigst in deinem Portfolio, wirst du hingegen öfters Angebote in diesen Aufnahmebereichen bekommen. Es wird vermutlich immer Jobs geben, die für dich wegen der Aufnahmebereiche nicht in Frage kommen. Umgekehrt kann es aber möglicherweise auch Jobs geben, für die du nicht gebucht wirst, weil du im Portfolio zu viel Haut zeigst. Deswegen sollte das weder in die eine, noch in die andere Richtung ein Maßstab für deine Entscheidung sein.

lieber vorsichtig sein

Bei freien Shootings gebe ich eigentlich jedem Model den gleichen Rat: Wenn dich ein Fotograf fragt, ob du viel Haut vor der Kamera zeigen würdest, sag erstmal nein. An der Reaktion des Fotografen kannst du oft sehen, ob du bei ihm oder ihr nicht sowieso besser kein Shooting machen solltest. Bei Überredungsversuchen, Trotz oder beleidigtem (oder gar beleidigendem) Gehabe würde ich an deiner Stelle ganz verzichten.

Gerade in Verbindung mit ungeprüften Verträgen kann es “gefährlich” sein, sich vor der Kamera zu entblößen. Viele Verträge für freie Shootings, die der Fotograf unterschrieben haben will, erlauben ihm die freie, unbegrenzte Verwendung aller Bilder, ohne dass du ein Mitspracherecht hast. Da ist sogar kein Vertrag noch besser. Noch besser ist aber ein Vertrag, den ich prüfe oder dir zur Verfügung stelle. Da ist dann auf jeden Fall geklärt, welche Aufnahmebereiche fotografiert werden sollen und dass du ein Mitspracherecht hast, was die Veröffentlichung betrifft. Trotzdem solltest du dem Fotografen grundsätzlich vertrauen. Es lässt sich nie lückenlos kontrollieren, wo die Fotos letztendlich landen. Sobald es fotografiert ist, kann es auch im Internet auftauchen. Dessen sollte man sich immer bewusst sein.

lieber mutig sein

Gleichzeitig sollte man sich aber auch nicht von der Gesellschaft oder generell von außen diktieren lassen, wie man sich zeigen darf. Es kann befreiend und spannend sein, viel Haut vor der Kamera zu zeigen, und oft entsteht sehr künstlerische Fotografie gerade an der Grenze zwischen bedeckt und nackt. Provokation macht oft Spaß und gibt einem eine andere Art der Selbstbestimmtheit, oft auch mehr Selbstvertrauen.

Wichtig ist, dass du auf vorsichtige Art und Weise mutig bist, falls du es sein willst. In einem sicheren Umfeld, mit vertrauenswürdigen Menschen und mit Kontrolle über die Ergebnisse. Es gibt diesen klassischen Instagram-Spruch, dass man eher die Dinge bereut, die man nicht getan hat als die Dinge, die man getan hat. Aber in dem Fall ist es noch besser, wenn du erst gar keinen Grund hast, die Dinge zu bereuen, die du getan hast.

Ich hoffe, der Artikel hilft dir, ein bisschen Licht ins Dunkel der verschiedenen Aufnahmebereiche zu bringen. Falls du noch Fragen hast, kannst du mir — wie immer — jederzeit schreiben.

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